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Globalisierung?
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IWF 1977

Globalisierung?

 

Globalisierung und Universalisierung

Nachtrag zu einer bedeutungslos gewordenen Propaganda

Von David Hartstein (26. Dezember 1997)

  Die Zweifel an der Tragweite der Entwicklung, die das propagandistische Konzept der »Globalisierung« beschreibt und deren Zusammenbruch wir in den vergangenen Monaten in Augenschein nehmen konnten, führt zu der Frage zurück, ob die Globalisierung irgendwie mit dem kongruent ist, was wir bislang mit dem Begriff des Universellen in Verbindung gebracht haben.

  Grob beschrieben ließe sich sagen, daß in der Vorstellung ihrer Verfechter die Globalisierung eine Entwicklung beschwört, die darauf gerichtet ist, erdumspannend Kräfte, Menschen und Energien zu einem abgeschlossenen Ganzen zu formen, das in seiner grenzüberscheitenden Verfügbarkeit und Allgegenwart zugleich endlich sein muß, um in seiner Beschränktheit seine besondere Macht zu entfalten für diejenigen, die sich als Träger der Globalisierung bewerben und um diese Stellung kämpfen.

 Es handelt sich um ein endliches Reich der Möglichkeit, das ursprünglich einem Reich der unendlichen Möglichkeiten entwachsen ist. (Die Entwicklung der Schlüsseltechnologien und ihr vorangegangenen wissenschaftlichen und technischen Pionierleistungen: Luft- und Raumfahrt, Informationstechnologie etc.) Nur dieses Reich der unendlichen Möglichkeiten konnte auf Merkmale des Universellen Anspruch erheben. Die Globalisierung dagegen verhindert die Universalisierung all ihrer Machtmittel entscheidend. Die Globalisierung ist nur die geographische (raumzeitliche) Zusammenballung der unendlichen Möglichkeiten, nicht ihre universelle Ausbreitung und Entfaltung innerhalb der Gattung, die die Erde als geographisches Substrat bewohnt. Globalisierung ist eine geographische, keine demographische Kategorie.

 Die Globalisierung ist im Hinblick auf das Universum, in dem sich die Erde bewegt und belebte Natur auf ihr lebt, die furchtbarste Einschränkung und Begrenzung, die sich denken läßt, weil sie ihre Ziele nur auf diesen Globus bezieht und die Wirkungen der Umspannung der Erde nur unter dem Gesichtspunkt des Marktes wahrnimmt. Daher erblindet sie auch gegenüber den Ansprüchen nicht nur des Universellen auf dieser Erde, nämlich der Gattung, sondern auch des Universums außer ihr, das dem Bewußtsein der Gattung schon zu deutlich zum Vorschein gekommen ist, als daß seine Wirklichkeit sich noch von der Praxis verwerfen ließe.

 Da erscheint es vielleicht nun nicht mehr so sehr verblüffend, aus den Niederungen der Beschäftigung mit der Globalisierung eine Stimme vernehmen zu lassen, die schon vor über dreißig Jahren die gebückte Sicht der bloßen Wahrnehmung der Erde hinter sich gelassen zu haben scheint.

Krafft Ehricke, ein Pionier der Raumfahrt, faßt seine Philosophie der Raumfahrt in drei Grundsätzen zusammen (»Anthropologie der Raumfahrt« in Astronautics, Jahrgang 2, Nr. 4, 1957:

»Erster Grundsatz: Niemand und nichts setzt dem Menschen unter den Naturgesetzen des Universums irgendwelche Grenzen, außer dem Menschen selbst.

Zweiter Grundsatz: Nicht nur die Erde, sondern das gesamte Sonnensystem und das Universum, soweit der Mensch sie unter Ausnutzung der Naturgesetze erreichen kann, sind sein rechtmäßiges Betätigungsfeld.

Dritter Grundsatz: Wenn sich der Mensch über das Universum ausbreitet, erfüllt er seine Bestimmung als Teil des Lebens, ausgestattet mit der Kraft der Vernunft und der Weisheit des ihm innewohnenden moralischen Gesetzes.«

Und zum Ursprung dieser Grundsätze:

»Die Begriffe ‘Grenze’ und ‘Unmöglichkeit’ wurden in zwei klar definierte Bereiche verwiesen, nämlich der Grenze des jeweiligen Standes der Kenntnis und der Unmöglichkeit eines Prozesses, der wohlverstandenen Naturgesetzen zuwiderläuft. In den Durchbrüchen eines Leonardo da Vinci, Galilei und Kopernikus, eines Giordano Bruno, Kepler und Newton ballte sich eine neue geistige Energie gewaltigen Ausmaßes zusammen. Ihre edelsten Züge waren Kühnheit der Synthese und Furchtlosigkeit der Perspektive, gestählt durch eine neue, disziplinierte Denkungsart. Alles gipfelte letzten Endes in der Relativierung der Grenzen und Unmöglichkeiten - einer geistig-schöpferischen Leistung höchsten Ranges. Sie zwingt zur Synthese und ist damit der leuchtende Kern des Renaissance-Denkens. Sie hat die menschliche Entwicklung der nächsten Jahrmillion (Hervorhebung d. Verf.) in neue Bahnen gelenkt, indem sie menschlichem Denken und Leisten kosmische (Hervorhebung d. Verf.) Dimensionen verlieh«.

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